Bei den FRISCH AUF Frauen herrscht nach dem Husarenstreich zum

Jahresende in Buchholz Zuversicht für den weiteren Rundenverlauf

Lange behaupteten die Göppinger Zweitliga-Handballerinnen Rang eins,

den sie durch zwei Unentschieden und zwei Niederlagen dann aber

einbüßten. Nach dem jüngsten 32:21-Husarenstreich vor Weihnachten

gehen sie nach einem Drittel der Saison als Tabellendritter in die

weitere Runde. „Wir sind wieder im Rennen. Bei der Partie in

Buchholz hatte ich schon zur Halbzeit Gänsehaut, das war wirklich

ganz toller Handball, den die Mannschaft dort gezeigt hat“, gerät

die Sportliche Leiterin Birute Schaich ins Schwärmen.  

Für Trainer Nico Kiener und die Seinen war der Erfolg zum Jahresende

Balsam auf die Wunden, die ihnen zuvor zugefügt wurden - sowohl vom

Punktekonto her als auch mental. Gerade deshalb hebt der Coach den

Charakter seiner Schützlinge hervor. „Das Team ist nicht

auseinandergefallen und hat gemeinsam versucht, die schwierige

Situation zu bewältigen. Das hat man schon beim Spiel gegen Berlin

gesehen, wo es noch nicht ganz gereicht hat. Die Leistung in

Buchholz war überragend und hat allen sehr, sehr gut getan.“

Das erste Spiel im Jahr 2023 führt gleich zum punktgleichen Fünften

TSV Nord Harrislee, die nächste Bewährungsprobe für die FRISCH AUF

Frauen. „Es wird ein harter Kampf“, betont Schaich nicht nur

angesichts dieser Begegnung, sondern der Leistungsdichte im vorderen

Tabellendrittel, wie es sie selten gab. „Am Ende wird es auch darauf

ankommen, wer die besseren Nerven besitzt.“ Auch wenn nach dem

bombastischen Start mit sechs Siegen aus sechs Spielen alles so lief

„wie wir es uns das gewünscht hatten“, musste das Kiener-Team danach

eine Schwächephase überwinden. „Der späte Gegentreffer in Solingen

hat schon nachgewirkt. Nach den weiteren Nackenschlägen begannen die

Spielerinnen zu zweifeln, wir haben viele Gespräche geführt und

wollten in Buchholz unbedingt die Wende schaffen. Das ist uns

eindrucksvoll gelungen“, sagt Kiener. 

Und so ist der Göppinger Coach mit der allgemeinen Entwicklung

durchaus zufrieden, zumal man nicht nach dem elften, sondern dem

letzten, dem 30. Spieltag, an der Spitze stehen muss und will. Die

neuformierte Abwehr demonstrierte gerade in Buchholz ihre

Stabilität, mit der impulsiven und emotionalen Louisa De Bellis,

Marlena Urbanska, Stephanie Elies und Rückkehrerin Sina Ehmann, die

im Mittelblock weitere Möglichkeiten eröffnet. Spielmacherin Leonie

Patorra zeigt sich als gute Organisatorin auf Rückraum-Mitte und

sichere Schützin von der Siebenmeterlinie aus. Und vor allem das

Tempospiel und das gute Einbinden der Außenspielerinnen hat für

viele Göppinger Treffer gesorgt. Hier ist Luisa Scherer

hervorzuheben, die eine sehr starke Runde spielt und ihren Vertrag

bereits vorzeitig verlängert hat. Spielführerin Anne Bocka sorgt

zudem für einen sicheren Rückhalt im Tor und wartet mit einer der

besten Fangquoten der Liga auf.

Doch auch Akteurinnen wie Louisa Wolf, die nicht so häufig in der

Torschützenliste in Erscheinung treten, sind für das Kiener-Team

unverzichtbar. Wolf ist ein absoluter Teamplayer, hilft dort wo es

nötig ist und unterstützt momentan vorwiegend in der Defensive.

Gerade dort sieht die erfahrene Bundesligaakteurin den Schlüssel für

einen erfolgreichen Saisonverlauf: „Sie ist unsere stärkste Waffe.

Wenn man auf solch ein bewegliches, konzentriertes und kämpferisch

starkes Abwehrbollwerk wie in Buchholz mit einer bärenstarken

Torhüterin dahinter aufbauen kann, dann verkraftet man auch den

einen oder anderen Fehlwurf oder technischen Fehler.“ Die sechs

Punkte der vorangegangenen Partien hätte man vor allem „im Kopf“

verloren: „Uns fehlten über weite Strecken die klare Linie, die

Konzentration und dann auch das nötige Selbstvertrauen“, analysiert

die Rückraumspielerin und ergänzt: „Wenn wir es schaffen, in den

kommenden Wochen noch deutlich mehr Stabilität in unsere physische,

taktische und psychische Leistungsfähigkeit zu bekommen und vom

Verletzungspech weitgehend verschont bleiben, dann werden wir am

Ende der Saison auch ganz oben stehen“, ist Wolf überzeugt.

Das bestätigt die linke Außenspielerin Sarah Irmler, vor der Runde

vom TSV Haunstetten gekommen: „Wir wissen, woran wir noch arbeiten

müssen und blicken nach den jüngsten Partien mit etwas gemischten

Gefühlen auf den bisherigen Saisonverlauf zurück. Aber mit dem

Erfolg in Buchholz haben wir nochmals ein echtes Ausrufezeichen

gesetzt und unterstrichen, wozu wir fähig sind. Das war extrem

wichtig. Diesen Schwung, dieses gute Gefühl und diesen Spaß gilt es

ins neue Jahr mitzunehmen.“

Zuversicht und Glaube an die eigene Stärke sind also genau zum

richtigen Zeitpunkt wieder zurück. Und die Vorfreude darauf, dass

alle Mitkonkurrenten aus den Top 5 in der Rückrunde in die EWS Arena

kommen und vor den eigenen Fans noch spannende Duelle anstehen.