Derby und zugleich Topduell


Die auf Platz eins stehenden FRISCH AUF Frauen müssen an diesem Freitag um 20.30 Uhr beim Verfolger VfL Waiblingen ran

Es ist angerichtet: An diesem Freitag (20.30 Uhr, sportdeutschland.tv) gastieren die auf dem ersten Platz stehenden FRISCH AUF Frauen zum Rückrundenauftakt in der 2. Handball-Bundesliga beim auf Rang zwei platzierten VfL Waiblingen. Das Team von Trainer Nico Kiener ist dabei auf Revanche gepolt: Am ersten Spieltag setzte es in der EWS-Arena eine 21:33-Klatsche gegen den Nachbarn aus dem Rems-Murr-Kreis. Es sollte ein Ausrutscher bleiben, danach ging es stetig bergauf. „Wir haben uns kontinuierlich gesteigert, vor allem in der Abwehr, und die Zahl der Gegentreffer immer weiter minimiert“, freut sich der Trainer über die Fortschritte in der Defensive, die zuletzt in Bremen nur 20 Tore des Gegners zuließ. „Wir haben aber auch gesehen, dass wir Probleme kriegen können, wenn wir dieses Niveau nicht erreichen, wie es zum Beispiel in der ersten Hälfte gegen Harrislee der Fall war.“

Beim zweiten Aufeinandertreffen mit den „Tigers“ soll die Defensive in der Waiblinger Rundsporthalle nun so energisch zupacken wie in den vergangenen Partien. Kiener und seine Schützlinge wollen nicht nur die Tabellenführung verteidigen, sondern auch ihre gänzlich unbefleckte Auswärtsserie. Nach dem 29:20 in Bremen am vergangenen Wochenende stehen für die Göppingerinnen 14:0-Punkte in fremden Hallen zu Buche. Eine Bilanz, die beim württembergischen Rivalen auf den Prüfstand kommt. Die „Tigers“ spielen eine ganz starke Saison. Schon in der Vergangenheit hatte man sich einem Aufstieg in das Oberhaus nie verschlossen und stets die Lizenz eingereicht, falls besser platzierte Teams aus finanziellen Gründen verzichten sollten. In diesem Jahr könnte man das Ziel erreichen, ohne von anderen abhängig zu sein. „Bei Waiblingen fehlte es in den vergangenen Jahren immer etwas an der Konstanz. Mal war die Hinrunde gut, mal die Rückrunde“, weiß Göppingens Spielführerin Anja Brugger.

In dem Derby fällt sicher noch keine Vorentscheidung in Sachen Aufstieg. Dazu geht die Saison noch viel zu lange, wenige Spieltage vor Rundenschluss hätte das Lokalduell unter gleicher Konstellation einen noch brisanteren Stellenwert. „Auch in diesem Spiel werden nur zwei Punkte vergeben, zwei sehr wichtige zwar, wenn es gegen einen direkten Konkurrenten geht, aber nach dieser Partie hat niemand etwas erreicht“, sagt der Göppinger Coach, der in der Rundsporthalle wieder auf Torhüterin Oliwia Kaminska zurückgreifen kann. Auch sonst sollte ihm der komplette Kader zur Verfügung stehen. Seine Mannschaft sei heiß auf das Topduell: „Der Zweite trifft auf den Tabellenersten, noch dazu in einem Derby: Was gibt es Schöneres? Auf solche Spiele arbeiten wir doch alle hin.“

Würden nicht die Beschränkungen durch Corona gelten, wäre die Rundsporthalle sicher mit weitaus mehr Zuschauern gefüllt als den zugelassenen 350. „Da muss man rechtzeitig kommen, wenn man noch eine Karte ergattern möchte“, weiß Brugger, für die die Partie eine Rückkehr zu den Wurzeln ist: Im Jahr 2012 wechselte die in Waiblingen geborene Linkshänderin vom damaligen Drittligisten zu den FRISCH AUF Frauen und spielt dort nun bereits in ihrem zehnten Jahr. In Waiblingen trifft sie auf einige ehemalige Bekannte aus der Vorstandschaft der Handballabteilung. „Die Spielerinnen, mit denen ich früher zusammengespielt habe, haben entweder aufgehört oder spielen inzwischen woanders. Daher hat die Partie für mich nicht diese spezielle Bedeutung wie zum Beispiel für unsere Kreisläuferin Louisa De Bellis, die ja erst im Sommer aus Waiblingen zu uns gekommen ist und noch mit vielen aus dem Team gemeinsam auf dem Feld stand. Da ist das noch mal eine ganz andere Nummer“, sagt Brugger. „Aber ich freue mich natürlich, wieder einmal gegen meinen Ex-Verein spielen zu dürfen.“

Die 29-Jährige möchte sich die in der Hinrunde verlorenen Zähler „unbedingt zurückholen. Es ist ein wichtiges Spiel. Wenn wir am Ende aufsteigen wollen, sollten wir punkten. Aber es ist vielleicht ganz gut, dass das Spiel zu diesem frühen Zeitpunkt stattfindet. Denn egal, wie es ausgeht: Danach ist nichts entschieden, es stehen noch 14 Spiele an. Waiblingen muss zudem noch zweimal gegen Solingen ran.“ Und neben Solingen dürfe man auch die letzte Saison in der Relegation gescheiterten Berliner Füchse nicht abschreiben.

Die „Tigers“ kamen zuletzt zu einem glücklichen 33:31-Sieg bei Schlusslicht TV Aldekerk. Diesen nimmt Brugger aber nicht als Maßstab. „Waiblingen wird sich steigern. Sie wissen, dass sie gegen uns zulegen müssen, um zu gewinnen. Aber auch wir sind in unseren Spielen trotz der Siege nicht immer zufrieden und finden immer Dinge, die uns stören und die wir verbessern wollen. In Bremen haben wir in der zweiten Welle zu viele Bälle hergeschenkt, das darf uns gegen Waiblingen nicht passieren. Aber durch die vielen Siege und den Sprung auf den ersten Platz haben wir viel Selbstvertrauen getankt, mit dem wir die Tabellenführung und unsere Auswärtsserie auch in Waiblingen verteidigen wollen. Wir müssen so wie bei unserem Sieg in Berlin von Beginn an hochkonzentriert sein.“