Viele Tore vorne, aber auch zu viele hinten
Die Göppinger Bundesliga-Handballerinnen bezwingen den mutigen Zweitligisten Rostock bei ihrer Saisoneröffnung mit 38:29 (17:15)
Sie diente als Ouvertüre zur neuen Saison, zeigte den Göppinger Bundesliga-Handballerinnen aber auch auf, woran vor dem Pokalauftakt am Freitag beim Bergischen HC noch der Hebel angesetzt werden muss: Bei der zweiten in Eigenregie veranstalteten Player`s Night in der Göppinger EWS Arena geizten die Schützlinge von Trainer Nico Kiener vor knapp 900 Zuschauern nicht mit Toren, gestatteten dem keine Scheu zeigenden Neu-Zweitligisten aber gleichfalls zu viele Treffer. Dennoch gingen alle Beteiligten mit dem gezeigten Spiel und dem Endergebnis von 38:29 (17:15) bei der vorherrschenden Schwüle d`accord.
Die 800 Kilometer-Tour, am Vortag angetreten, erwies sich für den Gast zur Freude von Nele Reimer nicht als Tort(o)ur. „Aus diesem Spiel nehmen wir viel mit in die neue Runde. Wenn wir da auch so auftreten, kann es mit dem Klassenerhalt klappen“, hofft die langjährige Erstligaspielerin (Leipzig, Neckarsulm, Bietigheim) in Diensten der „Dolphins“, die ihre Klasse immer wieder aufblitzen ließ im Verlauf der Partie. „Das war ein guter Testlauf für uns, in der Runde halten wir uns ja sehr oft hier im Süden auf.“
Auf Göppinger Seite kamen alle Spielerinnen zum Einsatz - bis auf die noch verletzten Leonie Patorra (Knie) und Petra Hlogyik (Finger) sowie die nach ihrer Schwangerschaft erst vor Kurzem ins Training zurückgekehrte Mariel Beugels, die aber noch einige Zeit benötige, wie Trainer Nico Kiener berichtet. Mit der zweiten Hälfte seines Teams war der Göppinger Coach zufrieden, „da haben wir gut zusammengespielt und die anfängliche Nervosität war weg.“ Verbessert werden müsse aber das Abwehrverhalten und der Abschluss beim Torwurf. „Wir haben zu oft nur reagiert statt selber agiert und müssen uns beim Wurf die Torhüterin besser ausgucken.“
So sah es auch Sina Ehmann, die wie ihre jüngere Schwester Anna vier Tore erzielte. „In der Abwehr müssen wir in dieser Woche noch ansetzen, die Partie beim BHC wird nicht leicht. Das ist ein ambitioniertes Zweitligateam.“ Insgesamt gehe man gestärkt aus der Vorbereitung heraus, „es waren viele gute Spiele dabei“, blickt Ehmann zurück. „Jetzt sind wir aber alle froh, dass es endlich losgeht, da es schon eine sehr intensive und anstrengende Zeit ist.“ Dass sie nun zusammen mit ihrer Schwester Anna auf dem Feld stehen kann, freut die 24-Jährige sehr. „Das hat schon etwas vom Sister-Act der Williams-Schwestern im Tennis. Nur, dass wir beide für den gleichen Verein spielen und nicht gegeneinander.“ Insgesamt gebe es ihr ein sehr gutes Gefühl, dass ihre Schwester mit dabei ist. „Da reicht meist nur ein Blick und man beruhigt sich wieder und macht weiter.“
Die 17-jährige Anna Ehmann machte in der Partie gegen Rostock auf der Linksaußenposition nachhaltig auf sich aufmerksam, verwandelte bei vier Versuchen vier Mal. Auch Gianina Bianco bestätigte ihre gute Form der vergangenen Wochen. Während die junge Aylin Bornhardt bis zur 52. Minute auf ihren Einsatz warten musste, durfte Haruno Sasaki wesentlich früher ran. Mit 5/4-Treffern war die Japanerin zusammen mit Louisa De Bellis die beste Göppinger Werferin. Nur für einen Kurzeinsatz wenige Minuten vor Spielende reichte es für den dritten Neuzugang Nicola Merz nach ihrer Fingerblessur. Aber auch sie traf zum 37:28 bombensicher.
Zu diesem Zeitpunkt war alles in trockenen Tüchern für die FRISCH AUF Frauen, die sich beim 32:22 (48.) erstmals auf zehn Treffer abgesetzt hatten, nachdem der Zweitligist in Hälfte eins lange Zeit und beim 11:10 letztmals führte. Im zweiten Durchgang konnte Rostock in den Anfangsminuten noch dranbleiben am Erstligisten, musste den Kontakt dann aber peu à peu abreißen lassen.
So spielten sie:
FRISCH AUF Frauen: Lengyel, Meißner; De Bellis (5), Bianco (3), Bornhardt, Däuble (1), Anna Ehmann (4), Sina Ehmann (4), Elies (3), Kynast (3), Merz (1), Neubrander (4), Sasaki (5/4), Scherer (1), Schulze (3), Watzl (1)
Rostocker HC: Clasen, Zidorn, Tants; Franz (3), Beuck, Reimer (7/2), Wohlfeil (1), Weitzel (1), Halawczak (4), Wolf (3), Drewnik (9/2), Strack (1), Konarske, Köppen, Pieth
Schiedsrichter: Felix Mayer/Fabian Förster (Pfullingen/Bergneustadt)
Zeitstrafen: 2:2-Minuten
Zuschauer: 900.